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die Europäer über den atlantischen Ocean getrieben hatten, begründete
und bevölkerte der unwiderstehliche Trieb nach religiöser und politischer
Freiheit die Kolonien Neu-Englands, das Stammhaus der Vereinigten
Staaten. Allmälig lichteten sich die Wälder, der Anbau nahm zu, man
konnte den Bedarf an Nahrungsmitteln selbst erzeugen, die Kolonie
wuchs an Umfang und Gedeihn. Sie theilte sich in vier Provin-
zen, Massachusets, Konnektikut, Rhode Island und Neu
Hamshire und nannte sich in ihrer Vereinigung die Staaten von
Neu-England. Auch nach anderen Richtungen nahm die Kolonisa-
tion Nordamerikas überhand. Virginie n, wo der-Tabaksbau bereits
eine große Ausdehnung gewonnen hatte, zog mehr und mehr Einwan-
derer und zwar aus den royalistischen Kreisen an sich. Maryland
wurde von Lord Baltimore (1632) angelegt und ibm als Kronlehen
überlaffen. Der Gründer, ein eifriger Katholik, machte es zum Zu-
fluchtsort seiner von der puritanischen Intoleranz verfolgten Glaubens-
genossen. Neu-Pork und Neu-Jersey entstanden 1664; Konnekti-
Cut erhielt (1662) den Gnadenbrief einer priviligirten Kolonie, das Jahr
daranf auch Karolina. Ein Asyl für die unbedingte Freiheit des
Glaubens wurde Pennsylvanien, durch den Quäker Penn (1682)
gegründet, zuletzt Georgien (1735), gleichfalls ein Zufluchtsort ver-
folgter Unglücklicher.
Die Verfassung dieser Provinzen war sehr verschieden, je nach den
erhaltenen Freibriefen. Im Allgemeinen besaßen sie die Rechte freier
Staatsbürger, wie jeder Engländer. In Beziehung auf den Handel
waren die Kolonisten zu freiem direkten Verkehr mit fremden Ländern
ermächtigt.
Die Augen der Engländer richteten sich auch auf Westindien.
Hier hatte die Geschichte Amerika's begonnen, dahin gingen die meisten
Fahrten. Die Nähe von Spaniens Gold - und Silberländern lockte die
Habgier und den abenteuerlichen Unternehmungsgeist und öffnete der
Freibeuterei ein weites Feld. Die Spanier, allein auf Gewinn der
Bergwerke bedacht, hatten die westindischen Inseln vernachlässigt und
hielten dieselben nur nothdürftig besetzt. Die anderen Nationen, durch
das strenge Kolonialsystem von dem erlaubten Verkehr und durch das
vermeintliche Eigenthumsrecht des madrider Kabinets von jeder Besitz-
ergreifung ausgeschlossen, gingen bald zu unerlaubtem Handel und ge-
waltthätiger Erwerbung über. Sie fanden sich dazu um so mehr be-
wogen, da ihre Regierungen fast unausgesetzt in Krieg mit Spanien
verwickelt war.
Die Holländer besetzten zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts
die an der Küste Venezuelas liegenden Inseln St. Emst ach und Cu-
ra^ao und machten sie zu Stützen des Seeraubes und Schmuggels.
Von da aus machten sie Jagd auf die spanischen Gold- und Silber-
flotten, von da aus schwärzten sie die Waren auf das Festland hinüber,
und nicht der kleinste Theil ihrer Reichthümer ist daher entstanden.
Bald folgten diesem Beispiel die Engländer und Franzosen und de-
ren westindische Kolonien wurden der Heerd eines großartigen, vollkom-
men organisirten Schleichhandels. Nicht selten führte man ihn
mit offener Gewalt und bewaffneter Hand, unterstützt und geleitet
durch die unter dem Namen der Flibustier und Bukaniers bekannte
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
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(1655) den Spaniern durch Cromwell entrissen. Auch in Central-
amerika und auf der Halbinsel Uukatan faßten die Engländer Fuß. Die
Veränderungen, welche sich seit Cromwell und noch mehr seit der Re-
stauratwn in der politischen Verfassung der Kolonien zutrugen, hatten
meistens eine Stärkung der königlichen Gewalt zum Gegenstand. Aber
auch unter der neuen Regierungsform behielten die Kolonien die engli-
schen Staatsbürgerrechte und behaupteten insbesondere das Grundrecht
der Selbstbesteuerung. Ihre ganze Beschränkung lag nur in dem Han-
delsmonopol des Mutterlandes. Dieses wurde ihnen durch die
Navigationsakte in vollen Maßen auferlegt, indem diese den Aus- und
Einfuhrhandel der Kolonien der englischen Flagge vorbehielt. Man
zwang die Kolonisten nicht bloß ihre Produkte auf englischen Märkten
zu verkaufen, sie sollten auch verpflichtet werden, alle zu ihrem Ge-
brauch nöthigen Waren von englischen Kaufleuten und Fabrikanten zu
kaufen. Bis zur Revolution von 1688 war das englische Kolonial-
wesen in Amerika noch in seinem Bildungsprozeß begriffen, erst seitdem
oder auch schon seit der Navigationßakte erlangte der amerikanische Kolo-
nialhandel der Engländer eine größere Bedeutung. Er unterscheidet sich
durch den bemerkenswerthen Umstand von dem anderer Nationen, daß
er nicht privilegirten Gesellschaften überlassen war. Jeder Engländer
konnte unter den Bestimmungen der Navigationsakte frei mit Amerika
verkehren.
Für den Handel mit Ostindien war bereits unter Eli sab et die Englisches
oft indische Gesellschaft gebildet worden, und diese hatte eine Fakto- ^Dstindien."
rei in Surate auf der Küste Malabar gegründet. Den Engländern
trat der Handelsneid der Portugiesen und Holländer entgegen, und auch
in England erregte die der ostindischen Gesellschaft ertheilte Erlaubniß,
30,000 Pfund Sterling baaren Geldes auszuführen, große Unruhe. Erst
allmälig fand die Antwort der Kompagnie Zustimmung, daß die Ausfuhr
des Geldes Vortheilhast sei, weil die von Indien eingeführten Waren
hauptsächlich nach anderen Ländern wieder ausgeführt würden, die für
dieselben einen viel größeren Betrag an Geld erlegten. Ein bedeuten-
des Hinderniß für das Gedeihen der englischen Gesellschaft war die feind-
selige Eifersucht der Holländer. Diese strengten alle Kräfte an, um sich
in den ausschließlichen Besitz des Gewürzhandels zu setzen. Die Eng.
länder hingegen, welche von den eingebornen Fürsten der Molukken
freundschaftlich aufgenommen worden waren, wollten nicht gutwillig
zurücktreten. So kam es zu Anfeindungen aller Art und zuletzt zu off-
neu Gewaltthaten. Die Holländer vertrieben die Engländer gänz-
lich von den Molukken und dabei kam es auf Amboina (1622) zu
abscheulichen Grausamkeiten. Während die holländische Kompagnie durch
die Regierung des Mutterlandes kräftig unterstützt wurde, sah sich die
englische von der ihrigen sehr vernachlässigt. Während der Bürgerkriege
Karls I. verlor man in England den indischen Handel ganz aus dem
Gesicht. Doch behauptete sich dieser auf einigen angelegten und im
Laufe der Zeit befestigten Faktoreien, zumal in Surate und in Ma-
dras auf der Küste von Koromandel. Dem ersteren Orte brachte
die Verbindung mit Persien wesentliche Vortheile. Schah Abbas, der
kriegerische Herrscher aus dem Haus der Sofis, hatte dieses Reich
34
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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zu erliegen schienen, erhoben sich die Städte von Holland und Seeland
und ernannten Wilhelm von Oranien zum Statthalter. In
ihm lebte der Geist seines Urgroßvaters, des Begründers der niederlän-
dischen Freiheit. Bon hohem Muthe beseelt, scharfsinnig, ausdauernd,
schwer zu errathen, zeigte der Prinz eine Strenge und einen Ernst der
Gemüthsart, eine Verachtung des Prunkes und alles weichlichen We-
sens. Wilhelm von Oranien wurde bald der Mittelpunkt von den
Gegnern Ludwigs Xiv. und er war es besonders, der zum kräftigen
Widerstand gegen Frankreichs Eroberungsgelüste anregte. Den Verlauf
des Krieges (1672 —1678) haben wir in der französischen Geschichte
erzählt (S. .339 — 341). Durch die Unterstützung der Niederländer er-
warb Wilhelm die Krone von England (1688). Seitdem konnte er, im
Verein mit den Niederlanden, mit umfassenderen Mitteln als zuvor den
Krieg gegen Frankreich fortsetzen. Nach Wilhelms Tode (1702) blieb
die Statthalterschaft unbesetzt. Der Großpensionarius Heinsius und
die Republikaner wünschten kein monarchisches Haupt an der Spitze der
Republik. Erst im Verlauf des östreichischen Erbfolgekrieges wurde
(1747) Wilhelm Iv. zuerst Statthalter in den einzelnen Provinzen
und dann auch Oberbefehlshaber aller Truppen. Im folgenden Jahre
übertrug man ihm auch noch die erbliche Würde eines General-Statt-
halters. Im 18. Jahrhundert sank die Macht und der Wohlstand der
Holländer; sie machten sich durch ihre Krämer-Politik und ihre ewigen
inneren Streitigkeiten bei anderen Staaten verhaßt. Wilhelm Iv.
war ein milder, gemäßigter und einsichtsvoller Regent. Er beging aber
den Fehler, daß er kurz vor seinem Tode (1751) zum Erzieher seines
minderjährigen Sohnes, Wilhelms V. (1751 —1795) und zum vor-
mundschaftlichen Regenten den Prinzen Ludwig Ernst von Staun«
schweig-Wolsenbüttel ernannte. Dieser machte den Prinzen zu
seinem bloßen Werkzeug und übte auch, als der Prinz volljährig war
(1766), zum Unwillen der Holländer den größten Einfluß aus.
Die holländische Herrschaft in Ostindien (S. 239) gelangte
in glücklichem Fortschritt bis zum Ende des 17. Jahrhunderts auf ihren
Höhepunkt. Entscheidend für die holländische Uebermacht war der Friede,
welchen die Niederländer 1669 mit Portugal schlossen: das portugiesische
Reich in Ostindien wurde auf Goa, Diu, Macao und einige Plätze an
der Küste der Mahratten beschränkt, alle übrigen Besitzungen an die
holländische Kompagnie abgetreten.
In Vorderindien beschränkten sich die Besitzungen der Holländer
auf einige Küstenplätze mit geringem Gebiet. Ceilon wurde 1658 fast
ganz bezwungen. In Java drangen die Holländer in das Innere und
verlangten unbedingte Unterwerfung. Darauf kam die Reihe an die
übrigen Sundainseln Celebes, Timor, Borneo und Sumatra.
Von Formosa wurden die Holländer durch die Chinesen 1662 wieder
verjagt, und auch die Holländer mußten sich, wie andere Nationen, dem
Zwang und der Abhängigkeit von dem auf Kanton beschränkten Ver-
kehr fügen. Auch in Japan mußten sie sich schimpfliche Bedingungen
gefallen lassen. Sie wurden (1650) auf eine kleine Insel, Desima
unweit Nangasacki, verwiesen und gleich Gefangenen beaufsichtigt.
Dennoch setzten sie den Handel seines großen Gewinnes wegen fort,
Der Handel
derholländer.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Ernst Wilhelm_von_Oranien Wilhelm Ludwigs Wilhelm Wilhelms Wilhelms Großpensionarius_Heinsius Wilhelm Wilhelm Wilhelms_V. Wilhelms_V. Ludwig_Ernst_von_Staun« Ludwig Ernst Ceilon
Extrahierte Ortsnamen: Holland Seeland Ludwigs_Xiv Frankreichs England Niederlanden Frankreich Ostindien Ostindien Macao Timor Borneo Sumatra Formosa Japan
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und sind bis heute das einzige europäische Volk, welches in Japan zu-
gelassen wird.
Trotz einzelner Widerwärtigkeiten blieb die holländische Macht so
lange ungefährdet, als sie auf den Inseln und Gewässern des indischen
Archipels das ausschließende Recht des Handels und der Schifffahrt be-
haupten konnte. Umfang und Werth derselben waren groß, und alle
Produkte der tropischen Zone fanden sich in denselben vereinigt. Vor-
zugsweise blieben aber die Gewürze bis zum Ende dieser Periode der
lohnendste Gegenstand des indisch-holländischen Handels. Der bei wei-
tem größere Theil der Ausfuhr der indischen Produkte geschah nach den
Märkten des Mutterlandes. Dreißig bis vierzig Dreimaster waren jähr-
lich zwischen Holland und Indien unterwegs. Eine wichtige Zwischen-
station war das 1651 den Portugiesen entrissene Vorgebirge der guten
Hoffnung.
Aber nicht nur Europa, auch Asien wurde dem Handel der Hol-
länder tributpflichtig. Indische Produkte wurden in China und Japan,
in Arabien und Persien begehrt und nicht minder hatte Vorderindien
mancherlei zu tauschen. So weit dieser Tausch zu Wasser geschehen
konnte, vermittelten ihn die Holländer. Einen großen Theil des Zwischen-
handels im südlichen Asien und im indischen Archipel hatten die Chine-
sen inne, welche eine ganze Vorstadt Batavia's bewohnten. Doch be-
durste es dazu besonderer Erlaubnißpässe, welche sich die Kompagnie
theuer bezahlen ließ. Mit den Molukken war jeder andern Nation der
Verkehr streng verboten. Die Ausfuhren von Europa nach Indien wa-
ren sehr gering. Silber war das hauptsächlichste Tauschmittel. Allmä-
lig errangen sich holländische Tuche und Leinwand Geltung auf den
indischen Märkten.
Die Verwaltung aller Besitzungen der Kompagnie war einem Ge-
neralgouverneur anvertraut, der mit königlicher Gewalt in Bata-
via residirte. Von hier geschahen die Fahrten nach den übrigen Gegen-
den Asiens, von hier wurde die Verbindung mit Europa unterhalten.
Die Kompagnie hatte eine eigene Art Staatswesen, geleitet durch den
Rath von Indien, Finanz- und Justizbehörden, eine Land- und See-
macht. Ihr Budget war beträchtlicher, als das der Generalstaaten
selbst. Die Einnahmen bestanden vornehmlich in den Handelsgewinnen,
in verschiedenen Gefällen und Abgaben, Verkauf von Ländereien, Pacht-
kontrakten, Kriegsbeute u. s. w. In der ersten Zeit ging alles gut von
statten, als aber später Unfälle eintraten und auch noch andre Nationen
auf dem zeither allein beherrschten Schauplatz erschienen, da zeigten
sich bald die Mängel am gesammten Organismus. Es fand sich ein
Deficit, welches mir jedem Jahr um Millionen zunahm. Das große
indische Kolonialreich glich mehr einer Handelsspekulation, als einer dem
Nationalwohl und der Nationalehre angehörenden Errungenichaft. Es
fehlte ihm der Zusammenhang mit dem Mutterlande. Ein beschränkter
Krämergeist hatte sich der Kompagnie bemächtigt; es fehlten in ihrem
Rath Staatsmänner. Man knickerte am falschen Ort, vernachlässigte die
Wehrkraft der Kolonie und ließ die Kriegsmarine verfallen. Die Hol-
länder haben sich nicht minder als die Spanier arge Grausamkeiten zu
Schulden kommen lassen, sie haben es nicht verstanden, sich die Zunei-
gung oder die Furcht der Einheimischen zu erhalten.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Ortsnamen: Japan Holland Indien Europa China Japan Persien Asien Chine- Europa Indien Bata- Asiens Europa Indien Handelsgewinnen
561
In Brasilien (S. 239) hatten die Holländer alle Küstenprovin-
zen von Bahia bis zur Mündung des Amazonenstromeß erobert. Als
Portugal sich von Spanien losriß und den Herzog von Braganza aus
den Thron setzte (1640), verständigte sich dieser mit den Holländern und
schloß mit ihnen ein Schutz- und Trutzbündniß in Europa und einen
zehnjährigen Waffenstillstand hinsichtlich der Kolonien. Die holländische
Herrschaft in Brasilien war von keiner Dauer. Die holländisch-westindi-
sche Kompagnie vernachlässigte die Vertheidigungsmittel, ließ die Festun-
gen schleifen und die Kriegsvorräthe verkaufen. Die Pflanzer in Brasi-
lien überließen sich einer Verschwendung, die ihre Vermögenszustände
zerrüttete und Fallimente herbeiführte. Bald brachen Ausstände der
portugiesischen Ansiedler aus. In Lissabon schenkte man dem Unterneh-
men im Geheimen Beifall. Die Kompagnie erkannte die Gefahr erst,
als es zu spät war. Die von ihr abgesendeten Streitkräfte konnten der
Empörung nicht mehr Meister werden. Eine Provinz nach der andern
ging verloren, und 1654 waren die Holländer genöthigt, durch eine
Kapitulation Brasilien für immer zu räumen. Für den Augenblick
schien der Verlust weniger groß. Aber bald entfaltete sich die Produkti-
vität Brasiliens, seine Schätze an edlen Steinen und Metallen verdun-
kelten säst Mexiko, und die auf seinen Boden verpflanzte Kultur der
tropischen Erzeugnisse gedieh staunenswerth. In Zucker und Kaffee
wurde Brasilien die mächtigste Rivalin von Java.
Ziemlich um dieselbe Zeit, in dem Frieden von Breda (1667),
verloren die Holländer an die Engländer die Niederlassungen, welche sie
zu Anfang des 17. Jahrhunderts in Nordamerika in dem heutigen
Staat Neuyork zur Betreibung des Fischfangs auf der Neufundland-
Bank und wegen des Pelzhandels mit den Jndianerstämmen gegründet
hatten.
Von der neuen Welt waren zuerst die westindischen Inseln
entdeckt und durch europäische Einwanderung bevölkert worden. Die
meisten Handelsgesellschaften, obgleich für ganz Amerika privilegirt. führ-
ten doch von Westindien ihren Namen und strebten darnach daselbst
Niederlassungen zu besitzen. Allein das war nicht leicht, weil in West-
inbien der Mittelpunkt der spanischen Macht war. Noch am frühesten
gelang es Holland, welches 1634 einige kleine nördlich vom Orinoko gele-
gene Inseln, Curaxwo, Buen Ayre und andere, eroberte. Bei dem gerin-
gen Flächenraum dieser Inseln konnte von einer Ausbeute ihrer Er-
zeugniffe nicht die Rede sein. Die Holländer machten die von ihnen
besetzten Inseln zu Schmuggelniederlagen und organisirten den Schleich.
Handel, so daß der größte Theil der Aus- und Einfuhren der spanischen
Kolonien in ihren Händen war. Die holländischen Inseln, zumal St.
Eustach, wurden die Hauptniederlagen des ganzen westindischen Han-
delß. Erst das letzte Jahrzehnt dieser Periode änderte die günstige Lage
der Holländer, indem sie in den nordamerikanischen Krieg verwickelt
wurden.
Die einzigen Kolonien in Amerika, die dem Handel des Mutter-
landes ihre eignen Erzeugnisse lieferten, besaßen die Holländer in
Guiana, dem zwischen den Mündungen des Orinoko und Amazonen-
stroms gelegnen Küstenland. Hier schufen sie durch Fleiß, Thätigkeit
und Wirthschaftlichkeit die berühmtesten Zucker- und Kaffeepflanzungen.
36
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Brasilien Bahia Spanien Europa Brasilien Lissabon Brasiliens Mexiko Brasilien Breda Nordamerika Amerika Westindien Holland Amerika Guiana
607
Zuckerraffinerien, Seilerbahnen und Segeltuchfabriken hatten einen guten
Erfolg. In Dänemark dagegen geriethen die Fabriken, welche für den
Luxus arbeiteten, in Verfall, und nur zwei Industriezweige wurden in
Kopenhagen heimisch und fanden auch auswärts Absatz, Lederhandschuhe
und leinene Spitzen.
Während des kurzen Ministeriums von Struensee wurden die
Auswüchse des Merkantilsystems zweckmäßig beschnitten, allen Fabriken
die Unterstützung aus Staatsmitteln entzogen, der Kornhandel nach Nor-
wegen frei gegeben, überflüssige Feiertage abgeschafft und in der Staats-
wirthschaft liberale Grundsätze befolgt.
Seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts machten Schifffahrt und
Rhederei große Fortschritte. Außer in den Kolonien sah man im Mit-
telmeer häufig dänische Schiffe.
Der Ursprung des Sundzolles verliert sich in das Dunkel der
frühesten Geschichte. Sein historischer Rechtstitel ist das Faustrecht. Die
ersten Nachrichten über Erhebung deß Sundzolles von Seiten Dänemarks
kommen im 14. Jahrhundert vor. Die damals mächtige Hansa trat
dagegen auf und hat zeitweise gar keinen oder nur einen geringen Zoll
bezahlt. Die mit der Zunahme der Schifffahrt wachsenden Erträgnisse
des Sundzolles verleiteten die dänische Regierung zu willkürlichen Auf-
lagen; da vereinigten sich Holland und Schweden, um ihre Handels-
interessen zu schützen. Schweden erreichte im Frieden zu Brömsebro
(1645) die Freiheit vom Sundzoll; die Holländer dagegen erlangten nur,
daß der Zoll nach einem festen Tarif erhoben wurde. Nach dem Tode
Karls Xii. verlor auch Schweden die alte Freiheit vom Sundzoll
wieder.
Unter Christian Iv. (1588—1648) eröffneten die Dänen (1619)
den Handel mit Ostindien und gründeten auf der Koromandel-Küste
Trankebar. Der dänisch-ostindische Handel entfaltete sich in kurzer
Zeit, sank aber bald wieder, als der dreißigjährige Krieg die Kräfte des
Mutterlandes ausschließlich in Anspruch nahm. Erst im 18. Jahrhun-
dert unter der Regierung von Friedrich Iv. und Christian Vi. nahm
der indische Handel einen neuen Aufschwung. Trankebar blieb der Mit-
telpunkt; daneben bestanden Niederlassungen am Ganges. Ansehnlich
erweiterten sich die Verbindungen mit China.
Seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts wurden im südwestlichen
Theile Grönlands feste Niederlassungen angelegt, welche sich vorzugs-
weise mit dem Fang von Walisischen und Seehunven abgaben. Von mehr
Bedeutung sind aber die Kolonien Dänemarks in Westindien. König
Christian V.- hatte (1671) St. Thomas besetzen lassen, und dessen
vortrefflicher Hafen wurde wichtig für den Zwischenhandel, in Kriegszei-
ten ein Zufluchtsort bedrängter Schiffe und die Niederlage aller von und
nach den spanischen Kolonien geschmuggelten Waren. Später besetzten
die Dänen noch St. Jean und kauften von Frankreich St. Ccoix,
welche letztere Insel durch seine Produktion von Kolonialwaren wichtig
wurde.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
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Extrahierte Personennamen: Struensee Karls Christian_Iv Friedrich_Iv Friedrich Christian_Vi Christian_V.- Thomas Jean
Extrahierte Ortsnamen: Dänemark Kopenhagen Holland Schweden Karls Ostindien China Westindien Frankreich
91
drei punischen Kriege, in welchen Karthago zuletzt erlag, 264 bis
146 v. Chr.
Anfangs war Karthago sowohl von den benachbarten afrikani-
schen Herrschern, als auch zum Theil von dem Mutterlande ab-
hängig. Die Karthager zahlten anfangs den Eingebogen Tribut;
bald aber fühlten sie sich so stark, daß sie den Libyern den Tribut
verweigerten und durch glückliche Kriege sich dieselben unterwarfen.
Schon früh sandten sie Kolonisten aus, welche die Hauptpunkte der
Küste im Westen und Osten besetzten. Von dem Mutterstaate Ty-
rus wurden sie immer unabhängiger, während sie zugleich durch
neue Einwanderungen von dort und-durch Verbindung mit anderen
phönicischen Pflanzstädten an Macht und Ansehen gewannen. Fünf
bis sechshundert Jahre vor Chr. begannen die Eroberungen und
Niederlassungen der Karthager in europäischen Ländern. Karthago
unterwarf sich die Balearen, Malta und Elba und legte auf Sar-
dinien, Sicilien, Korsika und auf der Südküste von Spanien Ko-
lonien an. Um die aus Kleinasien nach Korsika übergesiedelten Pho-
käer in den italiänischen Gewässern nicht aufkommen zu lassen, ver-
bündeten sich die Karthager mit den Etruskern und lieferten 536
v. Chr. den Phvkäern eine Seeschlacht, welche diese bewog, Korsika
zu verlassen. Im ersten Jahre der römischen Republik, 506 v. Chr.,
schlossen die Karthager mit den Römern einen Vertrag, in welchem
beide Völker die Verkehrsverhältnisse von Italien und Afrika im
Namen ihrer Bundesgenossen ordneten. In diese Zeit fällt auch die
Beschiffung der westafrikanischen Küste und die Anlegung von Ko-
lonien durch Hanno, sowie der Besuch der Westküste von Spanien
und Gallien durch Himilko.
Am Ende des ersten Zeitraumes stand Karthago als ein mäch-
tiger und blühender Handelsstaat da, als Herrscherin eines großen
Gebietes in Afrika und bedeutender auswärtiger Besitzungen. Die
afrikanischen Nomaden-Stämme leisteten im Kriege als treffliche
Reiter gute Dienste, und gewährten im Frieden den fleißigen kar-
thagischen Handelsleuten einen sicheren Absatz für ihre Waaren.
Die vielen an der Küste angelegten Kolonien vermittelten den Ver-
kehr mit dem inneren Afrika und lieferten die bcdentendsten Beiträge
zu den Staatsausgaben.
Die Kraft, welche Karthago während der ersten Jahrhunderte
seines Bestehens gesammelt hatte, zeigte sich hauptsächlich in dem
hartnäckigen Kampfe um den völligen Besitz von Sicilien. Schon
die Phönicier hatten sich auf Sicilien niedergelassen, wurden aber,
als die Griechen sich ausbreiteten, zuletzt auf den westlichen Theil
der Insel beschränkt, so daß nur Motya, Soloeis und Panormus
ihnen als Hauptplätze blieben. Mit diesen standen die Karthager
zuerst in Verkehr, später unterwarfen sie dieselben. Von hier aus
suchten sie weiter nach Osten vorzudringen. Dieses Streben wurde
durch die vielen Streitigkeiten, welche die griechischen Städte unter
einander hätten, begünstigt. Ein solcher Zwist gab wahrscheinlich
auch Veranlassung zu dem Zuge, den die Karthager 480 v. Chr.
nach Sicilien unternahmen. Die Karthager sollen ein Heer von
300000 Mann unter Hamilkars Anführung abgesandt haben, dieses
aber von Gelo von Syrakus und Tbero von Agrigent zu Lande
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft]]
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Extrahierte Personennamen: Hanno
Extrahierte Ortsnamen: Karthago Karthago Karthago Malta Elba Sicilien Korsika Spanien Kleinasien Korsika Korsika Italien Afrika Spanien Gallien Karthago Afrika Afrika Karthago Sicilien Sicilien Syrakus
15
Jndianerstämmen einst eine höhere Stufe der Gesittung eingenommen
haben, als ihre zurückgesunkenen Nachkommen.
V. Der malaiische Menschenstamm hat keinen bedeutenden Ein-
stuß auf den Entwickelungsgang der Menschheit ausgeübt, obgleich
er Indien, einem uralten Sitze der Bildung, benachbart ist und die
Anfänge indischer Kultur sich nach Java verbreitet haben. Ein Theil
der malaiischen Völker besitzt seit längerer Zeit einen gewissen Grad
von höherer Kultur und eine eigene Literatur, und bei allen findet
sich, trotz manches barbarischen Charakterzugs eine besonders im See-
wesen sich kund gebende Regsamkeit. Die Völker des malaiischen
Stammes zerfallen, ihren Sprachen und ihrer Kultur nach, in zwei
Hauptgrnppen, in die malaiischen Völker im engeren Sinne und in
die Polynesier oder Oceanier. Die malaiischen Völker wohnen auf
der Halbinsel Malakka, auf den Philippinen, auf Java, Sumatra
und allen Inseln, die zwischen den Philippinen, Neuholland und
der Straße von Malakka liegen, so wie auf Madagaskar; sie bilden
den mehr civilisirten Theil des malaiischen Stammes. Die Polynesier
sind die Bewohner der großen Inselwelt, die sich von den Philippinen
bis zu den Sandwichsinseln, bis Neuseeland und der Osterinsel hin
ausbreitet, jedoch mit Ausnahme der schwarzen Menschen auf einigen
dieser Inseln. Diese vielen Jnselvölker waren zwar vor der Bekannt-
schaft mit den Europäern nie zum Besitze einer Schrift und zu einer
höheren Kultur gelangt; aber sie besitzen eine große Bildsamkeit und
eine gewisie Entwickelung in ihrem religiösen und politischen Leben,
welche nicht gestatten, sie mit vielen Jndianerstämmen oder mit den
meisten Negervölkern auf eine Stufe zu stellen.
Die kaukasische Rare zeichnet sich vor den übrigen sowohl durch Vorzüge der
Schönheit, Ebenmaß und Mannigfaltigkeit der Körperform, als auch ^slacc. "
durch hohe geistige Begabung und verschiedene Individualität der
Völker und einzelnen Menschen aus. Alle höhere Bildung ist von
Völkern der kaukasischen Rare ausgegangen, bei den Völkern anderer
Raren finden sich nur einige unvollkommene Knlturerscheinungen.
Die einzige Ausnahme machen die Chinesen, deren Bildung aber auch
als eine so abgeschlossene, so seltsame dasteht, daß sie einer fremden
Welt anzugehören scheint.
Nach einer früher allgemeiner geltenden Ansicht hat sich der Ansichten
Mensch aus dem Zustande derthierheit emporgearbeitet. Von Noth Zuand^des
und Furcht getrieben hat er die Sprache erfunden, Fischerei und Jüchen-
Jagd, dann ein nomadisches Hirtenleben geführt, später Ackerbau
zu treiben gelernt und um sein Eigenthum, sich und seine Familie
zu schützen sich durch einen Urvertrag in Staaten vereinigt; durch
die Furcht vor schrecklichen und verderblichen Naturerscheinungen,
wie Sturm, Gewitter und Erdbeben ist der Gedanke an eine hö-
here überirdische Macht in der menschlichen Brust erweckt worden.
Dagegen haben Andere behauptet, daß die Wildheit uicht Vor-
stufe der Kultur, sondern vielmehr der Verfall derselben gewesen
und überall aus einer untergegangenen entstanden sei. Der Zustand
der Kultur sei als der erste des Menschengeschlechts zu betrachten,
welches nicht nur die Sprache, sondern auch die erste Grundlage
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Extrahierte Personennamen: Malakka
Extrahierte Ortsnamen: Indien Malakka Sumatra Neuholland Madagaskar Neuseeland Ebenmaß
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Kolumbus.
Die Ent-
deckung von
Amerika.
dem Lande eine sichere Grundlage hätte. Er eroberte Goa und machte
diese Stadt zrun Hauptsitze der portugiesischen Macht in Ostindien. Auch
Mala eca, der wichtigste Stapelplatz des hinterindischen Handels, wo
chinesische und arabische Kaufleute zusammentrafen, wurde von Albo-
querque erobert und stark befestigt. Selbst den mächtigsten Königen
Indiens war jetzt der portugiesische Name furchtbar; Alboquerque empfing
zu Malacca Gesandtschaften aus Siam, Java und Sumatra, deren
Beherrscher seine Freundschaft suchten. Nach Goa kamen Gesandte von
Abyssinien und Ormus. Die letzte Unternehmung des großen Albo-
querque war die Einnahme von Ormus am Eingang des persischen
Meerbusens. Die folgenden Statthalter waren Alboquerque nicht gleich.
Die Begeisterlmg und der Heldeneifer der Portugiesen wich einem ver-
derblichen Kaufmannsgeist. Je leichter es war, große Reichthümer zu
erwerben, desto mehr stieg die Habsucht; in der Verwaltung rissen grobe
Mißbräuche ein; die wichtigsten Aemter wurden nach Gunst und Fami-
lienverbindungen vergeben. Die Verwaltung Alboquerque's war die
Blüthezeit der portugiesischen Herrschaft in Indien. Doch wurden die
Entdeckungen und Eroberungen auch nach seinem Tode noch weiter
ausgedehnt. Die Portugiesen machten sich zu Herren der Molukken,
errichteten Niederlassungen aus Ceylon und auf der Coromandel-
Küste, Faktoreien auf den Sunda - Inseln, eroberten das wichtige
Diu, kamen 1542 nach Japan rnrd knüpften hier wie später auch in
China einen einträglichen Handelsverkehr an. Die Ausdehnung und
Zerstreutheit der Besitzungen machten aber die Aufsicht schwierig, und
Eigennutz und Willkür nahmen überhand.
Noch vor der Entdeckung des Seeweges nach Ostindien hatte der
Gedanke, diesen Weg in westlicher Richtung aufzusuchen, zur Entdeckung
eines neuen Welttheiles, Amerikas, geführt. Es gilt zwar jetzt für
ziemlich gewiß, daß schon im 10. oder 11. Jahrhundert Normännec von
Island und Grönland aus ein südwestlich gelegenes Land entdeckt haben,
welches sie wegen einer dort wild wachsenden Weintraubenart Win-
land nannten; allein die Erinnerung an dieses Land und die dort
gegründete Kolonie war im Andenken der Menschen wieder erloschen,
vielleicht auch im südlichen Europa gar nicht bekannt geworden.
Christoph Kolumbus war wahrscheinlich 1436 zu Genua
geboren. Er hatte sich früh dem Berufe des Seefahrers gewidmet und
sich die dazu erforderlichen Kenntnisse in der Geometrie, Astronomie und
Erdkunde erworben. Er hatte um 1470 seine Vaterstadt Genua mit
Portugal vertauscht und die Tochter eines gewissen Perestrello gehei-
rathet, der als Schiffßhauptmann mehrere Entdeckungsreisen unter dem
Jnfanten Heinrich mitgemacht hatte. Die Tagebücher, Zeichnungen und
Karten seines verstorbenen Schwiegervaters beschäftigten Kolumbus unauf-
hörlich, und er faßte den Gedanken, den Weg nach Indien durch eine
Fahrt nach Westen aufzusuchen. Seine Zuversicht stützte sich auf die
Ueberzeugung, daß die Erde eine Kugel sei. Bereits der griechische
Geograph Ecatosthenes (Band I. S. 463) hatte gelehrt, daß man von
Spanien westwärts segelnd nach Indien müsse gelangen können. Diese
Ansicht hatten auch mehrere gelehrte Zeitgenossen des Kolumbus. Dessen
Ueberzeugung wurde noch dadurch bestärkt, daß portugiesische Seefahrer
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Extrahierte Personennamen: Kolumbus Ormus Christoph_Kolumbus Heinrich Heinrich Kolumbus Kolumbus
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Ostindien Indiens Sumatra Indien Ceylon Coromandel- Japan China Ostindien Amerikas Island Europa Genua Genua Indien Spanien Indien
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Schiffsvolk sah eine schöne grüne Insel vor sich liegen, deren Ufer mit
nackten Menschen von einer röthlichen Kupferfarbe bedeckt waren. Mit
Kriegsmusik, fliegenden Fahnen und anderm Gepränge ruderte man dem
Lande zu. Kolumbus, in einem reichen Kleide und das Schwert in der
Hand, stand an der Spitze des ersten Bootes, welches ans Land stieß,
um zuerst die neue Welt zu betreten. Ihm folgten die Anderen, und
in dem Uebermaß der Freude über ihre Rettung warfen sie sich alle
nieder, küßten die Erde, errichteten ein Kreuz und beteten vor demselben.
Kolumbus nahm die Insel für die castilische Krone in Besitz, mit den
Feierlichkeiten, welche die Portugiesen bei ihren Entdeckungen zu beob-
achten pflegten. Die Wilden bezeichneten die Insel mit dem Namen
Guanahani; der Entdecker nannte sie San Salvador. Kolumbus
glaubte fest, er sei in dem indischen Archipelagus angelangt, und der
Name Westindien ist das bleibende Denkmal dieses Irrthums. Kolum-
bus entdeckte außer vielen kleineren Inseln noch Cuba und Hayti
(Hispaniola oder St. Domingo). Ec fand überall einen Reich-
thum der Vegetation und eine Schönheit der Gegenden, die ihn in
Erstaunen setzten, aber von Anbau keine Spur. Nachdem er auf Hayti
eine kleine Festung erbaut und 39 Spanier in derselben zurückgelassen
hatte, stach er am 4. Januar 1493 in die See und lief am 15. März
wieder in den Hafen von Palos ein.
Kolumbus wurde mit ungeheurem Jubel begrüßt. Man läutete
die Glocken, feuerte die Kanonen ab und erdrückte ihn fast, als er mit
den Seinigen in Procession nach der Hauptkirche ging. In Barcelona
empfingen ihn Ferdinand und Jsabella in ihrer ganzen königlichen Pracht
wie einen Mann vom höchsten Range, und er stattete feierlich vor dem
Throne Bericht ab von seiner Reise. Die Versammlung war von
Begeisterung und Andacht so durchdrungen, daß sie in dieser Stunde,
wie ein Berichterstatter sagt, der Freuden der Seligen theilhaftig zu sein
schien. Die Kunde von einer neu entdeckten Welt flog nun, tausend-
sättig vergrößert, durch ganz Europa. Eine päpstliche Schenkungs--
akte verlieh den Spaniern alle 370 Meilen westwärts von den Azoren
gelegenen und zu entdeckenden Länder. Was diesseits gefunden würde,
sollte den Portugiesen gehören.
Mit 1500 Menschen und 17 Schiffen trat Kolumbus am 25. Sep-
tember 1493 seine zweite Reise an. Er entdeckte die caraibischen
Inseln und Jamaika; allein die auf Hispaniola zurückgelassene Kolonie
war von den durch Raub und Verführung ihrer Weiber erbitterten
Indianern gänzlich zerstört worden. Kolumbus gründete eine neue
Niederlassung, die er zu Ehren seiner Königin Jsabella nannte. Seine
Begleiter bereiteten ihm große Unannehmlichkeiten, da ihre goldnen
Träume nicht in Erfüllung gingen und sie nicht in die neue Welt
gekommen waren, um den Acker zu bauen und wilde Gegenden urbar
zu machen. Die Häupter der Unzufriedenen waren nach Spanien
zurückgekehrt und hatten dort so viele Verleumdungen gegen den Admiral
verbreitet, daß zur Untersuchung der Beschwerden ein Bevollmächtigter,
Juan Aguado, in die Kolonie gesandt wurde. Kolumbus sah sich
* dadurch veranlaßt nach Spanien zurückzukehren (1496). Er fand am
Hofe eine bessere Aufnahme, als er erwartet hatte.
i
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